Hilpoltstein/Harburg, 16.09.19
Der LBV hat in Schwaben einen weiteren Kooperationsvertrag mit einem Rohstoffgewinnungsunternehmen zum Schutz von bedrohten Amphibien abgeschlossen. Bei einem Geländetermin im Steinbruch in Harburg haben der LBV-Landesfachbeauftragte Dr. Andreas von Lindeiner, Maximilian Graf Pückler-Märker, Geschäftsführer Märker Zement GmbH, der stellvertretende Landrat Reinhold Bittner, der Bürgermeister von Harburg Wolfgang Kilian, Michael Strauch (BIV) sowie der Vorsitzende des Bayerischen Naturschutzfonds Georg Schlapp sich das Umsetzungsgebiet angesehen. Mit dem Vertrag nimmt das Werk nun an einem bayernweiten Projekt zum Schutz von bedrohten Amphibienarten in Rohstoffgewinnungsstätten teil. „Durch das Pilotprojekt soll die Förderung und Erhaltung bedrohter Amphibienarten im Gewinnungsprozess gesichert und der laufende Betrieb auch bei schon existierendem Vorkommen bedrohter Arten in einer Win-Win-Situation gewährleistet werden“, so der LBV-Landesfachbeauftragte Dr. Andreas von Lindeiner.
Mit der engen und vertraglich geregelten Zusammenarbeit können gemeinsam Schutz- und Entwicklungsmöglichkeiten für Amphibien in Kies-, Sand- oder Lehmgruben beziehungsweise Steinbrüchen geschaffen werden. Denn: „Rohstoffgewinnung und Naturschutz müssen heute keine Gegensätze mehr sein, gewährleisten die Gewinnungsstätten doch Lebensbedingungen, wie sie in der Landschaft heute kaum noch existieren“, sagt Dr. Andreas von Lindeiner. Und Michael Strauch vom Bayerischen Industrieverbands Baustoffe, Steine und Erden (BIV), ergänzt: „Die rohstoffgewinnende Branche ist tatsächlich eine der wenigen, die an vielen Stellen sichtbar und umfänglich mehr zurückgibt als sie nutzt. Die Flächen werden oftmals sogar aufgewertet.“ Maximilian Graf Pückler-Märker Geschäftsführer Märker GmbH ergänzt, „für die Schaffung wertvollen Lebensraumes in unseren aktiven Steinbrüchen unternehmen wir gerne große Anstrengungen“.
Im Steinbruch Harburg profitieren vor allem die Gelbbauchunke und die Kreuzkröte von den umgesetzten Maßnahmen. Zu diesen zählen zum Beispiel der Erhalt und die Anlage von Kleinstrukturen wie Totholz, Wurzelstöcke oder Sand- und Geröllhaufen. Bei einem Begang durch den Steinbruch wird anschaulich das Miteinander und Nebeneinander ökologischer und wirtschaftlicher Interessen gezeigt. „Hier sehen wir eines von mittlerweile zahlreichen Best-Practice-Beispielen in Bayern, wie die Rohstoffgewinnung zur Förderung der Artenvielfalt beiträgt“, sagt Michael Strauch.
Seit 2017 führt der LBV zusammen mit dem BIV und der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Bergbau- und Mineralgewinnungsbetriebe e.V. (ABBM) das Pilotprojekt durch. Ziel ist die Sicherung und Optimierung von Lebensräumen für europaweit bedrohte Amphibienarten in aktiven Gewinnungsbetrieben. Über die gesamte Laufzeit bis Ende 2022 wird das Projekt vom bayerischen Naturschutzfonds gefördert. Den Anlass für das gemeinsame Vorhaben gab ein aktueller Bericht der Bundesregierung über das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000. Dieser zeigt für sieben besonders bedrohte Amphibienarten mit europaweiter Bedeutung einen ungünstigen Erhaltungszustand und überwiegend einen negativen Gesamttrend der Vorkommen auf.
Hintergrund
Der LBV und die Rohstoffgewinnungsunternehmen sind sich des besonderen Potenzials von Kies- und Sandgruben bewusst. Gemeinsam wollen sie deshalb durch gegenseitige Information und enge Zusammenarbeit die Chancen für den Erhalt der biologischen Vielfalt nutzen. Die Entstehung wertvoller Sekundärlebensräume und die Ansiedlung seltener Arten, wie beispielsweise Geburtshelferkröte, Kammmolch oder Knoblauchkröte, sollten nicht dem Zufall überlassen werden, sondern während der Gewinnungsphase, bei der Renaturierung und auch darüber hinaus gezielt gesteuert werden. So sollen bayernweit in 100 Rohstoffgewinnungsstätten aller Rohstofftypen beispielhafte Maßnahmen zur Umsetzung durchgeführt werden.